Was du über deine Kaiserschnittnarbe wissen solltest

Nachdem dein Kind geboren war, gab es erst einmal genügend Herausforderungen: Wie klappt das mit dem Stillen? Ist das Kind auch wirklich gesund? Wächst es gut? Dabei rückte deine Kaiserschnittnarbe irgendwie in den Hintergrund.

Das wird schon heilen, dachtest du dir.

Doch mittlerweile fragst du dich: Sollte ich da noch etwas tun? Ist es normal, dass die Narbe noch so deutlich sichtbar und spürbar ist?

Um all deine Fragen zum Thema Kaiserschnittnarbe zu beantworten, habe ich mit Ramona von „Ab Jetzt: Mama“ gesprochen. Als Kinderkrankenschwester ist sie Expertin rund um das Thema Schwangerschaft und das erste Jahr mit Baby. Ramona ist selbst 4-fach-Mama und hat eines ihrer Kinder per Kaiserschnitt geboren.

Mein Gespräch mit Ramona kannst du hier in diesem zweiteiligen Blogartikel nachlesen und dir auf Instagram anschauen.

Ich wünsche dir viel Freude und Erkenntnisse beim Lesen!

Julia: Liebe Ramona, danke, dass wir heute über Kaiserschnittnarben sprechen können. Das ist ein Thema, das viel Verunsicherung und Fragezeichen mit sich bringt. Lass uns doch gemeinsam einmal Licht ins Dunkel bringen! Warum ist es denn deiner Meinung nach überhaupt wichtig, über Narbenpflege zu sprechen?

Ramona: Man sollte die eigene Kaiserschnittnarbe unbedingt anschauen und anfassen. Denn je nachdem, wie die Narbe entstanden ist (ob durch einen geplanten Kaiserschnitt oder einen Notkaiserschnitt), muss man sich erst einmal damit anfreunden, wie der Körper nun aussieht.

Und das Thema Narbenpflege ist ja dann auch bedeutsam, um sich mit der Narbe auseinanderzusetzen und sie nicht zu verdrängen.

Ja, genau. Das gehört dazu. Ich trage meine Narbe seit über 15 Jahren.

Besonders interessiert ja Viele das Thema Narbenpflege. Wann kann man denn mit der Narbenpflege überhaupt beginnen?

Zuallererst sollte man schauen, dass die Narbe wirklich verheilt ist. Wenn der Kaiserschnitt ganz frisch ist, dann hat man noch verstärkte Pflaster und Wundauflagen auf der Narbe. Es ist eine Wunde, die dann auch noch bluten kann, denn es war ja eine große Bauch-OP.

Mit der eigentlichen Narbenpflege kann man anfangen, wenn die Narbe gut verheilt ist.

Woran erkenne ich denn, dass die Narbe schon gut verheilt ist?

Dann ist kein Schorf mehr auf der Wunde. Die Haut darauf ist verschlossen.

Bitte geh anfangs nicht alleine duschen – dein Kreislauf könnte schlappmachen!

Wie lange dauert es nach dem Kaiserschnitt etwa, bis die Narbe verheilt ist und ich mit der Narbenpflege beginnen kann?

Das ist ganz unterschiedlich, und wie immer: absolut individuell! In der Regel sollte es ca. 2 bis 3 Wochen dauern. Die Pflaster gehen ab, wenn man anfängt zu duschen. Das ist in der Regel in den ersten Tagen nach der Geburt der Fall.

Wichtig dabei: Bitte nicht alleine duschen gehen, denn der Kreislauf könnte schlapp machen!

Das ist ja auch ohne Kaiserschnittnarbe ein wichtiger Tipp!

Ganz genau! Zwischen dem 7. und 10. Tag nach der Geburt werden dann die Fäden abgeschnitten. Meistens handelt es sich um eine Intrakutannaht, das bedeutet, es wird in der Haut genäht. Dann sieht man oft nur links und rechts Knoten. Die werden dann abgeschnitten.

Wer schneidet denn die Fäden ab?

Das macht entweder der Frauenarzt oder die Hebamme, die im Wochenbett zur Betreuung kommt. Die kann das in der Regel sehr gut beurteilen.

Zu dem Zeitpunkt ist der Bereich der Narbe noch sehr wulstig und gerötet. Wenn man mit den Fingern tastet, kann man auch eine Verhärtung unter der der Haut spüren. Und dann kann man wunderbar mit einer Massage anfangen, um diese Verhärtungen weg zu bekommen.

Mit ausreichend Ruhe in der Wochenbettzeit kann man die Heilung der Kaiserschnittnarbe maßgeblich unterstützen

Lass uns gern gleich ausführlich zur Massage kommen. Ich möchte vorher noch einmal kurz zusammenfassen und klarstellen, wie die Heilung abläuft: Also innerhalb weniger Wochen sollte die Narbe verheilt sein, was ich daran erkenne, dass kein Schorf mehr auf der Narbe ist. Kann es denn auch passieren, dass dort noch mal etwas aufgeht, dass noch einmal Flüssigkeit austritt?

Ja, das kann passieren. Die Verhärtungen unter der Narbe kommen daher, dass sich da Gewebsflüssigkeit ansammelt. Wenn diese Flüssigkeit sich noch mal einen Weg nach draußen sucht, dann muss man sich erst einmal keine Sorgen machen. Es könnte aber sein, dass es dann zu einer Entzündung kommt, dafür müssen aber noch weitere Anzeichen gegeben sein.

Und was mache ich, wenn die Narbe noch mal aufgeht? Sollte ich dann ein Pflaster drüber machen?

Allgemein ist es so, dass man das offen lässt und trocken hält, damit der Schorf trocknen und irgendwann abfallen kann. Denn darunter bildet sich die neue Haut. Das ist ähnlich, wie bei einem aufgeschlagenen Knie.

Je nachdem, wie groß die offene Stelle ist, ist das unproblematisch. Bei ca. einem halben cm ist das völlig in Ordnung. Wenn man aber eine starke Rötung, Pochen, Schmerzen wahrnimmt oder die offene Stelle größer ist, sollte man das mit dem Arzt oder der Hebamme besprechen. Insbesondere, wenn man sich Sorgen macht!

Kann man denn die Heilung beschleunigen?

Man sollte sich auf jeden Fall gut ernähren! Die Wochenbettzeit (beginnend mit der Geburt), sollte man wirklich nutzen, um sich auszuruhen und sich gesund zu ernähren! Das ist die Zeit zum Heilen und man sollte einfach ruhig machen. Damit kann man die Heilung sehr gut unterstützen.

„Ich finde, jede Frau sollte Mandelöl zuhause haben!“

Gut, jetzt ist es endlich soweit: Die Narbe ist geheilt und ich möchte die Narbe pflegen. Sollte ich massieren?

Ja! Die Verhärtungen unterhalb der Narbe kann man „weg-massieren“. Man kann den Körper wunderbar unterstützen, indem man massiert. Das Massieren hilft auch gegen blaue Flecken wunderbar.

Womit sollte ich denn massieren? Öle? Cremes?

Man kann ganz verschiedene Sachen nehmen.

Ich persönlich bin ein großer Fan von Mandelöl – ich finde ja, jede Frau sollte Mandelöl zuhause haben! Ich beziehe meins immer aus der Apotheke. Ansonsten kann man auch Ringelblumensalbe oder Calendulaöl nehmen. Weihrauch- und Lavendelöl eignen sich auch sehr gut.

Könnte ich auch einfach ein Öl nehmen, das ich für die Babymassage nutze?

Ja! Oder das Öl, das du für die Dammmassage genutzt hast! Ich finde, es darf praktisch sein: Das Öl, das du ohnehin zuhause hast, das kannst du gerne nutzen.

Wunderbar! Und WIE massiere ich denn? Und wie oft?

Zweimal am Tag wäre gut. Vielleicht kannst du dir eine Routine aufbauen (auch wenn das mit einem Baby eventuell nicht so einfach ist!) – zum Beispiel morgens, wenn man sich fertig macht. Und dann wieder abends im Bett. Da kann man sich auch wunderbar massieren lassen vom Partner. Manchmal ergibt es sich vielleicht auch zwischendurch im Liegen.

Wie geht denn so eine Massage der Kaiserschnittnarbe?

Genau unter der Narbe, sowie links und rechts davon sind in der Regel die Verhärtungen.

Bei der Massage streichst du jeweils mit einem Finger zuerst einmal ober- und unterhalb der Narbe entlang. Anschließend streichst du mit leichtem Druck von außen nach innen zur Narbe und dann an der Narbe entlang. Du kannst auch einfach nur hin wischen zur Narbe.

Wichtig dabei ist: Die Narbe nicht auseinanderziehen! Und es sollte angenehm sein. Keinesfalls sollte es weh tun! Der leichte Druck unterstützt den Körper, die Gewebsflüssigkeit, die sich dort gesammelt hat, schneller abzubauen.

Und wie lange dauert dann die Massage?

Ca. 5-10 Minuten pro Massage. Je nachdem, wie viel Zeit du eben hast.

In der Regel sollte die Kaiserschnittnarbe nach einem Jahr gut integriert sein

Und wie lange mache ich das denn? Mache ich diese Narbenpflege mein Leben lang oder nur im ersten Babyjahr?

Du kannst das machen, solange es dir guttut! In der Regel sollte die Massage aber nach einem Jahr nicht mehr nötig sein, weil die Narbe wunderbar integriert ist.

Es ist ja so, dass die Nerven bei dem Bauchschnitt durchtrennt werden. Oberhalb der Narbe fühlt es sich in der ersten Zeit eben oft taub oder pelzig an. Es kann sein, dass du erst einmal gute 10cm oberhalb der Narbe gar nichts mehr spürst. Bei mir war das auch so im ersten Jahr.

Die Nerven brauchen die Zeit, um sich wieder zu verbinden. Sie müssen gereizt werden, um sich wieder zu entwickeln. Und diesen Reiz kann man wunderbar geben durch die Massage. Wenn du im ersten Jahr regelmäßig massierst, dann kommt das Gefühl nach und nach zurück.

Manchmal ist es ja auch so, dass die Narbe sehr wulstig oder fest wird an der Stelle. Kann man das auch mit Massagen beheben?

Zuerst einmal ist es ganz normal, dass eine Kaiserschnittnarbe ein bisschen wulstig ist. Mit Massagen lässt sich dann vieles unterstützen, da braucht man einfach etwas Geduld.

Bei einigen Frauen gibt es aber die Tendenz zur Verwulstung. Dann ist es Bindegewebe, das sich vermehrt an dieser Stelle bildet. Das nennt man hypertrophe Narbenbildung. Die Haut ist dann an dieser Stelle ständig gerötet, gereizt oder wund, weil die Narbe nicht eben ist. Wenn man das hat, dann kann man auch mit bestimmten Pflastern arbeiten. So, wie ich diese Pflaster kenne, bleiben sie über Nacht auf der Haut.

Was sind das für Pflaster, die man dann nutzen kann?

Das sind Silikonpflaster. Die gibt es in der Apotheke. Diese Pflaster machen die Narbe weich und helfen, dass das vermehrte Bindegewebe an der Stelle abgebaut werden kann.

Man kann es auch schaffen, mit der Tendenz zur hypertrophen Narbenbildung eine flache Narbe zu haben, die irgendwann nur noch als ein zarter Strich zu sehen ist. Bei mir zumindest ist es so.

Düfte, die man angenehm findet, kann man wunderbar nutzen, um sich in Entspannung zu versetzen

Zur Pflege und Wundheilung eigenen sich dann aber auch bestimmte ätherische Öle besonders gut, oder?

Ja, eines meiner Lieblingsöle ist Weihrauchöl. Das hat auch bei älteren Narben eine wunderbar heilende Wirkung. Auch Lavendelöl in Kombination mit Weihrauchöl hat eine ganz tolle Wirkung. Da sollte man aber sehr reine und zertifizierte Öle nehmen, keine billigen Varianten aus der Drogerie. Und sich gut beraten lassen!

Ja, mit Ölen kann man ganz wunderbare Dinge erreichen, das sollte man nicht unterschätzen!

Genau! Auch der Duft der Öle hat eine besondere Wirkung. Auch schon in der Schwangerschaft.

Da sprichst du einen sehr wichtigen Punkt an – Gerüche sind in unserem Gehirn sehr stark mit bestimmten Emotionen und Erinnerungen assoziiert. Vielleicht kennst du das auch: Wenn man etwas bestimmtes riecht, dann kommen manchmal sehr greifbar bestimmte Erinnerungen und Gefühle wieder hoch.

Das geht sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Diese Wirkung kann man natürlich nutzen, um sich auch aktiv in eine Entspannung zu versetzen.

Absolut! Solche Duftanker finde ich hervorragend. Man kann sie ganz toll schon in der Schwangerschaft nutzen und dann mit in die Geburt nehmen. Um sich dann zum Beispiel immer wieder aktiv in die Entspannung zu versetzen. Rose finde ich dafür super geeignet.

So viel zu der Pflege deiner Kaiserschnittnarbe

Das war der erste Teil meines Interviews mit Ramona. Im zweiten Teil erfährst du, wie du mit unangenehmen Gefühlen umgehst, die du im Zusammenhang mit deiner Narbe hast.

Außerdem habe ich mit Ramona über Schmerzen und Beschwerden mit der Kaiserschnittnarbe gesprochen. Sie hat jede Menge Tipps, in welchen Fällen du dir noch einmal Unterstützung holen solltest und was es für Möglichkeiten gibt, wenn du Probleme mit deiner Kaiserschnittnarbe hast.

Zum zweiten Teil des Interviews kommst du hier. Oder du schaust dir das Interview auf Instagram an. Darin zeigt Ramona auch die Massage der Kaiserschnittnarbe, sodass du es dir besser vorstellen kannst.

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